Freiheit der Forschung nicht in Gefahr

Die Partnerschaft mit der regionalen Wirtschaft sehen die Hochschulen als echten Gewinn an: Drei Viertel der Hochschulleiter bewerten sie positiv. 93 Prozent wollen Forschungskooperationen ausbauen. Die Freiheit der Forschung sehen die Hochschulen durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen nicht gefährdet.

Trotz des sinkenden Anteils von Drittmitteln aus der Wirtschaft berichten Medien vermehrt kritisch über Kooperationsprojekte von Hochschulen mit Unternehmen. Die Politik reagiert darauf mit der Forderung nach Offenlegung von Kooperationspartnern und Transparenz bei Vertragsinhalten. Für die Öffentlichkeit entsteht dadurch der Eindruck, dass Unternehmen über Kooperationsprojekte unangemessen Einfluss auf die Wissenschaft nehmen.

Im Hochschul-Barometer sehen die Rektoren und Präsidenten die Unabhängigkeit ihrer Hochschulen gewahrt. Sie bescheinigen den Unternehmen einen fairen und den wissenschaftlichen Regeln entsprechenden Umgang bei Kooperationen. Versuche, wissenschaftliche Ver öffentlichungen zu steuern oder Forschungsergebnisse zu beeinflussen, sind die klare Ausnahme.

94 Prozent sehen keinen unangemessenen Einfluss der Wirtschaft.

Dass Hochschulen in gemeinsamen Projekten eigene Interessen verfolgen, ist dabei nicht ausgeschlossen. Solange die Klärung der Interessenkonflikte auf Augenhöhe geschieht, ist jedoch keine weitere Regulierung der Zusammenarbeit notwendig. Insgesamt agieren Unternehmen aber eher zurückhaltend. Kaum Einfluss auf wissenschaftliche Inhalte und deren Publikation nehmen die Partner aus der Wirtschaft laut Hochschulleiter bei Stiftungsprofessuren (92 Prozent), gemeinsamen Forschungsstrukturen (90 Prozent) und Kooperationsprojekten (83 Prozent), obwohl Unternehmen hier hohe Finanzierungsbeiträge leisten.

Eine gewisse Mitbestimmung nehmen Unternehmen allerdings bei Forschungsaufträgen und Gutachten für sich in Anspruch, in denen sie als Finanzier und Auftraggeber agieren. Doch selbst in dieser definierten Kundenbeziehung sehen zwei von drei Hochschulleitern wenig bis gar keinen Einfluss durch das beteiligte Unternehmen.

Beste Noten für Zusammenarbeit mit regionaler Wirtschaft

Eine Partnerschaft mit Unternehmen aus der Region sehen die Hochschulen als echten Gewinn an. In der aktuellen Befragung beurteilen 75 Prozent der Hochschulleiter diese Zusammenarbeit in einer Gesamtschau als gut oder eher gut. Damit liegen die Unternehmen aus der Nachbarschaft der akademischen Einrichtungen bei der Bewertung der Zusammenarbeit weit vor den meisten anderen Partnern der Hochschulen. Nur die lokale Politik und die Hochschulen im Ausland erreichen ähnlich gute Werte.

Mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen dagegen pflegen beispielsweise nur 41 Prozent der Hochschulen eine enge und gute Verbindung. Die Bewertung der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist in den vergangenen drei Jahren relativ stabil geblieben und hat sich nach einem Rückgang im Jahr 2012 aktuell wieder verbessert. Die wirtschaftliche Konjunktur scheint die Qualität der Zusammenarbeit also wenig zu beeinflussen.

Aufgrund der positiven Einschätzungen zur bisherigen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist der Wunsch vieler Hochschulleiter nach zusätzlichen gemeinsamen Projekten nicht überraschend. Allerdings gibt es hier leichte Unterschiede bei den einzelnen Formen der Zusammenarbeit. Deutlich ist die Aussage für Forschungskooperationen, bei denen Unternehmen und Wissenschaft Ressourcen bündeln und gemeinsame Erkenntnisinteressen verfolgen. Herausragende 93 Prozent der Rektoren wollen mehr Kooperationen dieser Art, keine einzige Hochschule möchte solche Partnerschaften einschränken.

Die Zahl der Forschungsaufträge, die für das Unternehmen eher neues Wissen generieren, aber für die Hochschule eher Finanzierungsquelle sind, wollen immerhin noch 70 Prozent der Hochschulen erhöhen. Stiftungsprofessuren und gemeinsam getragene institutionelle Forschungsstrukturen wie An- Institute kommen auf ähnliche Zustimmungswerte bei der Frage nach einem gewünschten Ausbau der Partnerschaften. Auch in diesen Feldern möchte nur eine Minderheit von maximal fünf Prozent in Zukunft weniger Engagement bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen zeigen.