Stimmungsbarometer

Wie bewerten Hochschulleiter die Lage und die Entwicklungen ihrer Hochschulen? Welche Veränderungen seit der ersten Befragung im Jahr 2011 lassen sich ausmachen? Antworten darauf gibt der Stifterverband-Index für die deutschen Hochschulen.

Anhand von 17 Indikatoren bildet der Stifterverband-Index die Einschätzungen der Rektoren und Präsidenten zur aktuellen Situation an den Hochschulen und zu den Erwartungen in fünf Jahren ab. Erfasst werden rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen, Kooperationen und Partnerschaften sowie die Wettbewerbsfähigkeit in Forschung und Lehre. Die Erhebung des Index findet jeweils Ende des Jahres statt. Somit werden die Bilanz rückblickend für das jeweilige Jahr sowie die Erwartungen für die kommenden fünf Jahren erfragt.

Die Mehrheit der Hochschulleiter bewertete die Lage im Jahr 2015 sowie die Perspektiven eher positiv. Damit zeigten sich die Rektoren und Präsidenten insgesamt ähnlich zufrieden wie im Jahr zuvor. Doch die Ergebnisse unterscheiden sich stark nach den einzelnen Bewertungskategorien: Hochschultyp, Trägerschaft und Größe spielen eine zentrale Rolle.

Stimmung bleibt überwiegend positiv

Die Stimmung an den Hochschulen zeigt sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Der Gesamtindex, der die Urteile der Hochschulleiter über die aktuelle und erwartete Situation ihrer Hochschule wiedergibt, fällt nur leicht und liegt aktuell bei 22,9 Punkten auf einer Skala von –100 bis +100 Punkten. Das Stimmungsmaß liegt damit leicht im positiven Bereich. Die Einschätzungen der aktuellen Situation sind dabei optimistischer als die Bewertung der zukünftigen Perspektiven – hier zeigen die Hochschulleiter gewöhnlich mehr Skepsis.

Private Hochschulen sind zufriedener

Gemessen am Stifterverband-Index ist die Einschätzung der Leitungen an privaten und kirchlichen Hochschulen deutlich besser als bei staatlichen Einrichtungen. Private Hochschulen sehen ihre Vorteile insbesondere bei den finanziellen und institutionellen Rahmenbedingungen sowie in der Lehre. Staatliche Hochschulen bewerten dagegen die Kooperation mit Partnern sowie die Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung besser. Innerhalb der Gruppe staatlicher Hochschulen bewerten die Universitäten, die mit einem Exzellenzcluster in der Exzellenzinitiative des Bundes gefördert werden, ihre aktuelle und zukünftige Situation am besten. Kleine staatliche Fachhochschulen sind am wenigsten zufrieden. Die Unterschiede nach Trägerschaft sind dabei deutlich größer als nach Hochschulgröße oder Hochschultyp.

Große Hochschulen sind optimistischer

Über alle Hochschulen hinweg sind die Erwartungen der Rektoren und Präsidenten gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Je nach Größe und Art der Hochschule entwickeln sich die Aussichten aber unterschiedlich. Mehr Zuversicht zeigen die großen staatlichen Hochschulen mit mehr als 10.000 Studierenden. Eine Ausnahme bilden Universitäten, die aktuell in der Exzellenzinitiative gefördert werden. Ihre Erwartungen haben einen Dämpfer erlitten. Die Ankündigung der Politik, die Exzellenzinitiative fortzuführen, hatte im Jahr 2014 offensichtlich Erwartungen geweckt, die durch die konkrete Ausgestaltung, die sich 2015 abzeichnete, nicht ganz erfüllt wurden.

Bessere Ausstattung, aber Personalprobleme bei technischen Hochschulen

Die Leiter von technischen und nicht technischen Hochschulen bewerten die Lage ihrer Einrichtung insgesamt ähnlich. Bei den Stärken und Herausforderungen gehen ihre Meinungen jedoch auseinander. Technische Hochschulen sehen sich besonders gut in der Forschung aufgestellt und bewerten auch die infrastrukturelle Ausstattung besser. Allerdings sehen sie größere Schwierigkeiten, im Wettbewerb um die besten Köpfe mitzuhalten und Wissenschaftler für eine Tätigkeit an der eigenen Hochschule zu gewinnen oder diese zu halten.