Macht Exzellenz zufrieden?

Meinungsbild der Universitäten mit und ohne Exzellenzförderung

Ergebnisse aus den Befragungen des Hochschul-Barometers 2011 bis 2022
 

Zentrale Ergebnisse der Untersuchung:

  • Exzellenzuniversitäten bewerten ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung seit 2011 deutlich besser als andere Universitäten – die Exzellenzstrategie scheint damit die von der Hochschulpolitik beabsichtigte Wirkung zu erreichen. Doch der Vorteil der Exzellenzuniversitäten geht seit zwei Jahren zurück.
  • Die Förderung als Exzellenzuniversität macht Universitäten insgesamt attraktiver: Eine Förderung beeinflusst unterschiedliche Bereiche, die sich auf die Forschungsstärke auswirken. So werden sowohl die Personalsituation als auch die internationalen Hochschulkooperationen besser bewertet.
  • Bei Universitäten, die nur durch Exzellenz-Cluster gefördert werden, sind die Unterschiede zu den nicht geförderten Universitäten deutlich geringer.
  • Die für die Untersuchung genutzten Modelle finden keine Effekte der Förderung auf Autonomie und Lehre der Hochschulen.

Mit der Exzellenzstrategie wollen Bund und Länder die Spitzenforschung und internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Universitäten fördern. Dafür wurden bis 2022 mehr als sieben Milliarden Euro in das Hochschulsystem investiert. Im Rahmen verschiedener Ausschreibungen haben viele Universitäten von dem Programm profitiert. Doch welchen Einfluss hat diese Förderung auf die Universitäten? Und wie bewerten die Hochschulen selbst die Förderung? Zum Start der neuen Ausschreibung der Exzellenzstrategie Ende 2022 untersucht der Stifterverband Daten aus Erhebungen des Hochschul-Barometers seit 2011.

Die Hochschulen selbst bewerten Exzellenzstrategie und Vorgängerprogramme durchaus ambivalent. Fast die Hälfte aller Hochschulleitungen in Deutschland – inklusive nicht antragsberechtigter Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) – gab 2019 in einer Befragung des Hochschul-Barometers an, dass sie die Exzellenzstrategie für das Hochschulsystem insgesamt als wichtig erachten. 85,9 Prozent sehen dadurch die Sichtbarkeit der regionalen Wissenschaftsstandorte in Deutschland gestärkt. Gleichzeitig befürchtete eine Mehrheit der Hochschulen, dass es durch das Programm zu dauerhaften Unterschieden der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit im Hochschulsystem (96,9 Prozent) und einem Ungleichgewicht zwischen Forschung und Lehre (78,8 Prozent) kommt. Deshalb überrascht es nicht, dass Hochschulen eine Ausweitung der Exzellenzstrategie unterschiedlich bewerten.

Bei der Beurteilung der Wichtigkeit von acht hochschulpolitischen Vorhaben im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition bewerten die Hochschulen für angewandte Wissenschaften die Ausstattung der Exzellenzstrategie mit zusätzlichen Mitteln als unwichtigsten Aspekt. Unter den Leitungen staatlicher Universitäten rangiert diese Vorhaben hingegen auf Platz zwei. Aber auch unter den antragsberechtigten Universitäten gibt es Kritik an dem Förderprogramm: So sehen neun von zehn Universitätsleitungen (88 Prozent) kleine und mittlere Universitäten und knapp drei Viertel (72,7 Prozent) kleinere und mittlere Disziplinen beim Auswahlverfahren benachteiligt.

Abgesehen davon, wie die Hochschulleitungen die Exzellenzförderung als Fördermaßnahme insgesamt bewerten, stellt sich allerdings die Frage, welchen Einfluss eine Förderung auf die einzelne Hochschule hat. Der jährlich erhobene Stifterverbandindex für die Lage der Hochschulen bietet als Stimmungsbarometer der Hochschulleitungen eine mögliche Grundlage zur Analyse dieser Effekte, um die übergreifenden Auswirkungen jenseits üblicher Indikatoren wie Publikations- und Patententwicklung zu bewerten. Die zentrale Beobachtung hierbei: Seit Beginn der Erhebung besteht eine teils große Differenz zwischen geförderten und nicht-geförderten Universitäten. Das im Juni 2023 veröffentlichte Policy Paper stellt diese als deskriptive Statistiken aus dem Hochschul-Barometer von 2011 bis 2022 vor und präsentiert darüber hinaus Ergebnisse aus statistischen Modellen zum Effekt einer Exzellenzförderung auf das Stimmungsbild der Hochschulen insgesamt und auf zentrale Indikatoren der Hochschulzufriedenheit im Speziellen. Dabei zeigen sich über den gesamten Zeitraum deutliche Unterschiede zwischen den nicht-geförderten und geförderten Universitäten. Eine Förderung geht den genutzten Modellen zufolge mit einer besseren Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung, der Einschätzung der Personalsituation sowie einer verbesserten Zusammenarbeit mit internationalen akademischen Partnern sowie Partner aus der Zivilgesellschaft einher.

Kontakt

Marian Burk

Wissenschaftlicher Referent

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Pascal Hetze

Projektleiter Hochschul-Barometer
 
T 030 322982-506

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