Hochschul-Barometer

Lage und Entwicklung der Hochschulen aus Sicht ihrer Leitungen
Ein gemeinsames Projekt von Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung

Die Hochschulen in Deutschland gewinnen Gestaltungsspielräume. Durch ihre Profile in Forschung, Lehre und Wissenstransfer beeinflussen sie Innovationsprozesse und gesellschaftliche Entwicklungen. Doch wohin steuern die Hochschulen? Wie wirken sich die Strategien der Partner aus Wirtschaft und Politik auf die Hochschulentwicklung aus? Das Hochschul-Barometer des Stifterverbandes gibt seit 2011 Antworten aus Sicht der Hochschulleitungen.

Jährlich analysiert das Hochschul-Barometer die Einschätzungen der Rektoren und Präsidenten zur aktuellen Situation und ihre Erwartungen für die nahe Zukunft. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die differenzierte deutsche Hochschullandschaft. Das Hochschul-Barometer ergänzt damit als Expertenvotum und Stimmungsbarometer die Daten der deutschen Hochschulstatistik.
 

Pascal Hetze und Marain Burk (Fotos: David Ausserhofer)

In einem Artikel für DUZ Wissenschaft & Management 04/2024 geben Pascal Hetze und Marian Burk vom Stifterverband einen Überblick über das Hochschul-Barometer und blicken anhand von Ergebnissen aus dem Projekt darauf, wie deutsche Hochschulen ihre Profile in Forschung, Lehre und Wissenstransfer schärfen.
Online-Version des Artikels auf der DUZ-Website

 

Die Ergebnisse des Hochschul-Barometers 2023

Die Hochschulen in Deutschland spielen aufgrund ihrer Aufgaben in Forschung, Lehre und Transfer eine zentrale Rolle in der Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit. Sie sind Schlüsselakteure bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels, da ihre Absolventinnen und Absolventen inzwischen den größten Anteil an Berufseinsteigerinnen und -einsteigern stellen. Darüber hinaus stärken Hochschulen durch Kooperationen mit Unternehmen und anderen Organisationen den Praxis bezug in der akademischen Ausbildung, wodurch Studierende zusätzliche Fähigkeiten und Kenntnisse gewinnen, um erfolgreich in den Beruf zu starten.

Die Hochschulleitungen sind sich dieser Aufgabe zur Bewältigung des Fachkräftemangels durchaus bewusst. Gleichzeitig gilt es jedoch, weitere Potenziale zu heben: Um Studierenden einen möglichst breiten Blick auf die komplexen Herausforderungen zu erlauben, braucht es einen Ausbau an Formaten der interdisziplinären Zusammenarbeit, und angesichts des Fachkräftemangels in nicht-akademischen Berufen gilt es zudem, die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung zu stärken und Beratungsangebote auszubauen.

Mehr als die Hälfte der Hochschulleitungen gibt an, dass der Stellenwert von Lehre und Kompetenzvermittlung an deutschen Hochschulen im Vergleich zur Forschung zu gering ist.
Fast drei Viertel der Hochschulleitungen gibt an, dass eine stärkere Durchlässigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung zentraler Bestandteil ihrer Hochschulstrategie ist, um Studierenden vielfältige Bildungswege und Karrieremöglichkeiten zu er
22 Punkte auf einer Skala von –100 bis +100 vergeben die Hochschulleitungen für ihre aktuelle Lage.
Nur jede fünfte Hochschule bewertet ihre Personalsituation (Ausstattung und Rekrutierungschancen) als (eher) gut (20, 1 Prozent).
Vier von fünf Leitungen staatlicher Universitäten geben an (80,4 Prozent), dass die Hochschule bereits Daten über die NFDI zur Verfügung gestellt hat.
Fast jede zehnte Hochschulleitung (8,9 Prozent) gab im Winter 2022/23 an, bei anhaltend hohen Energiekosten, um den Weiterbetrieb ihrer Hochschule zu fürchten.

Die Stimmung an den Hochschulen ist dabei ebenfalls vom Fachkräftemangel beeinflusst. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt der Lageindex des Stifterverbandes 2022 auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 um 7,5 Punkte und erreicht damit den niedrigsten erhobenen Wert im Befragungszeitraum des Hochschul-Barometers seit 2011. Insbesondere an der schlechteren  Bewertung der Personalsituation der Hochschulen und der gesunkenen Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit des Hochschulstandorts Deutschland ist diese Entwicklung festzumachen.

Zu dieser kritischen Bewertung trägt sicherlich bei, dass zum Zeitpunkt der Erhebung im Winter 2022/23 teilweise noch unklar war, welche Folgen die durch den Krieg in der Ukraine gestiegenen Energiekosten auf die Hochschulen haben würden. Insbesondere unter den privaten Hochschulen sorgte das Thema der Energiekosten für teils existenzielle Sorgen.

Fortschritte in der Forschung hängen in hohem Maße von der Verfügbarkeit und der Nutzung von Daten ab. Eine große Mehrheit der Hochschulleitungen sieht dabei großes Potenzial in einem verbesserten Zugang zu Forschungsdaten aus der Wirtschaft. Eine Verfügbarkeit ist jedoch oft nicht gegeben. Dennoch plädiert die große Mehrheit der Hochschulen für eine Freiwilligkeit beim Teilen von Daten.

Das Hochschul-Barometer ist eine gemeinsamen Initiative
vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung.