Die Hochschulen rufen den Bund zu Hilfe

Neun von zehn Hochschulrektoren wünschen sich eine stärkere Beteiligung des Bundes bei der Finanzierung der Hochschulen. Unterschiedliche Modelle stehen dabei in der Diskussion.

76 Prozent der Hochschulleiter wünschen sich eine Beteiligung des Bundes an der Grundfinanzierung.

Obgleich der Wunsch nach mehr Bundesmitteln eindeutig ist, gibt es unterschiedliche Vorstellungen, welche Modelle hier besonders geeignet sind. Im Hochschul-Barometer 2012 konnten die Hochschulen unter neun Finanzierungsmodellen, die gerade in der öffentlichen Debatte stehen, ihre drei Favoriten wählen. Die verschiedenen Vorschläge zur Beteiligung des Bundes an der Hochschulfinanzierung sind mit unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten verbunden und berühren unterschiedliche Bereiche der Hochschulen. Diese neun Modelle lassen sich in drei Typen einteilen:

  • Mehr institutionelle Förderung, also die vollständige und dauerhafte Finanzierung einzelner Bereiche und Institute der Hochschulen durch den Bund, vor allem wenn diese eine besondere wissenschaftliche oder gesellschaftliche Bedeutung besitzen
  • Bessere Drittmittelfinanzierung, das heißt eine Mittelaufstockung der bestehenden Projektförderung, etwa durch mehr Drittmittelprogramme oder eine bessere Berücksichtigung der Overhead-Kosten
  • Beteiligung des Bundes an der Grundfinanzierung, etwa durch Modelle, die sich an Studierendenzahlen orientieren oder Infrastrukturausgaben der Hochschulen abdecken

Cofinanzierung der Lehre ist bevorzugtes Modell

Auf Basis der neun genannten Einzelvorschläge wünschen sich die meisten Hochschulen, dass der Bund in die Finanzierung der Lehre einsteigt, indem die Hochschulen für jeden Studierenden einen bestimmten Betrag erhalten. Für 72 Prozent der Hochschulrektoren ist dieses Finanzmodell eines der drei am besten geeigneten Modelle zur Verbesserung ihrer Finanzlage. Auch hier ist mit 76 Prozent die Zustimmungsrate bei den stärker auf Lehre ausgerichteten Fachhochschulen etwas höher als bei den Universitäten mit 67 Prozent.

Die Universitäten, die im Schnitt über einen höheren Drittmittelanteil verfügen, wünschen sich am zweithäufigsten, bestehende Förderprogramme und -initiativen auf Vollkostenbasis umzustellen. 48 Prozent der Universitäten wünscht sich diese Änderung, damit Hochschulen nicht einen Teil ihrer Fördererfolge aus der eigenen Substanz mitfinanzieren müssen. Bei den forschungsstärksten Einrichtungen, den Elite-Universitäten, liegt die Zustimmung sogar bei 71 Prozent.

Die Zustimmung der Fachhochschulen zum Modell der vollfinanzierten Drittmittel – 31 Prozent – ist viel niedriger als die der Universitäten. Sie liegt gleich hoch wie die Zustimmung zu drei anderen Finanzmodellen: die vollständige Übernahme der Bau- und Infrastrukturkosten durch den Bund, die thematisch begründete Finanzierung von einzelnen Bereichen an den Hochschulen und – ganz allgemein – die Erhöhung öffentlicher Drittmittel. Sie erreichen ebenfalls Auswahlraten von rund 30 Prozent. Nach der klar favorisierten Bundesbeteiligung an der Finanzierung der Lehre haben die Fachhochschulen also keine weiteren klar präferierten Modelle für die zukünftige Rolle des Bundes bei der Hochschulfinanzierung.

 

Elite-Universitäten wollen bessere Förderung exzellenter Forschungsbereiche

Auf dem dritten Wunschplatz für die Universitäten (29 Prozent), knapp vor der Bereitstellung zusätzlicher Drittmittel, landet das Finanzierungsmodell, in dem der Bund themenoffen ausgewählte, exzellente Bereiche oder Einrichtungen an Hochschulen fördert. Diese Idee entspricht dem Konzept der Exzellenzcluster der Exzellenzinitiative. Nutznießer des Modells sind bislang allerdings nur forschungsstarke Universitäten. Bei den Fachhochschulen landet das Modell daher weit hinten auf der Wunschliste auf dem drittletzten Platz (16 Prozent). 43 Prozent der Elite-Universitäten, bereits bisher im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert, sehen hier ein Zukunftsmodell. Genauso attraktiv finden Elite-Universitäten die Förderung von gemeinsamen Einrichtungen von Hochschulen und außeruniversitärer Forschung.

Insgesamt wünscht sich allerdings nur jede vierte Universität und jede zehnte Fachhochschule dieses Finanzierungsmodell, das bereits sehr forschungsstarke Hochschulen voraussetzt. Kaum Zustimmung bei Hochschulen jeder Art findet die Idee, ähnlich wie beispielsweise in der Schweiz, Bundeshochschulen zu definieren, deren Finanzierung vollständig vom Bund übernommen wird. Da nur sehr wenige ausgewählte Einrichtungen von einem solchen Modell profitieren würden, überrascht die geringe Begeisterung für diesen Vorschlag nicht.