Große Mehrheit der Hochschulen sieht sich gut gerüstet für den Semesterstart

Vor dem besonderen Hintergrund der Corona-Pandemie hat der Stifterverband Anfang April 2020 eine Sonderbefragung zusätzlich zur jährlichen Hochschul-Barometer-Befragung durchgeführt. Mit insgesamt 168 teilgenommenen Hochschulen konnte eine hohe Rücklaufquote von 43 Prozent erreicht werden.

 
Am 20. April 2020 startet die Mehrheit der deutschen Hochschulen in das Sommersemester.
Hochschulleitungen stehen vor der großen Herausforderungen, den Lehr- und Prüfungsbetrieb im Sommersemester übergangsweise digital sicherzustellen. Hierfür müssen neue Lehr- und Kommunikationsformate erprobt werden, um Inhalte zur Verfügung zu stellen und miteinander im Austausch zu bleiben. Doch die Hochschulen brauchen dafür (finanzielle) Unterstützung durch die Politik. Auch als Forschungseinrichtungen sind Hochschulen sind in der aktuellen Zeit besonders gefragt, einen Beitrag zu medizinischen wie gesellschaftlichen Fragestellungen zu leisten.

 

Große Mehrheit sieht sich gut gerüstet für das Sommersemester und erkennt die Chance, sich im Bereich digitalen Lernens und Lehrens langfristig besser aufzustellen

Befragt, ob sie sich gut gerüstet sehen, den Semesterstart digital zu bewältigen, haben fast 90 Prozent der Hochschulleitungen dieses bejaht. Nur kleine Hochschulen mit weniger als 500 Studierenden sind etwas pessimistischer: Nur 73 Prozent von ihnen sehen sich gut vorbereitet für einen digitalen Semesterstart. Nach Schätzung der Hochschulen können mehr als drei Viertel der Lehrveranstaltungen und knapp zwei Drittel der Prüfungen digital geleistet werden. Über 90 Prozent der Hochschulen sehen die aktuelle Situation zudem als Chance, sich im Bereich digitalen Lernens und Lehrens langfristig besser aufzustellen.

Größte Unterstützungsbedarfe in der IT-Infrastruktur und im E-Learning Support

Gefragt nach finanziellen Unterstützungsbedarfen, gaben die Hochschulen an, fast die Hälfte zusätzlicher finanzieller Mittel in den Ausbau ihrer IT-Infrastruktur und IT-Ausstattung investieren zu wollen. Darüber hinaus würde jeder vierte Euro für den personellen und technischen Ausbau des mediendidaktischen Supports und im Bereich E-Learning eingesetzt werden. Zu gleichen Teilen würden die Hochschulen zusätzliche finanzielle Mittel für den Aufbau digitaler Beratungs- und Betreuungsangebote für Studierende (15 Prozent) sowie für die Anschaffung von (zusätzlichen) Software-Lizenzen (16 Prozent) ausgeben.
 

Neben finanzieller Unterstützung wünschen sich die Hochschulen eine Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen für digitale Prüfungen. Dies gaben 85 Prozent der Hochschulen an. Nur sieben Prozent der Hochschulen sprachen sich dagegen für ein sogenanntes Nicht-Semester aus. Eine große Mehrheit der Befragten drückt damit ihre Unterstützung für die jüngst verkündete politische Entscheidung gegen eine solche Maßnahme aus.
 

 

Großteil der Hochschulen verstärkt Wissenschaftskommunikation und Open Science

Neben der Umstellung des Lehrbetriebs wird auch die Bedeutung von Forschung und Wissenschaftskommunikation für die Gesellschaft sichtbar wie noch nie: Unterschiedliche Disziplinen sind gefragt, über die aktuellen Herausforderungen zu informieren und entsprechende Lösungen zu entwickeln. So geben über 70 Prozent der Hochschulen an, ihre Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen der aktuellen Situation verstärken zu wollen. Durch einen verstärkten Einsatz von Methoden der Open Science (zum Beispiel Open Data) wollen über die Hälfte der Hochschulen einen schnelleren interdisziplinären und internationalen Austausch von Forschungsergebnissen ermöglichen. Nahezu ebenso viele Hochschulen gaben an, ihre Forschenden darin zu unterstützen, sich verstärkt in der Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern sowie in der Politikberatung einzubringen.

Knapp die Hälfte der Hochschule – und fast drei Viertel der staatlichen Universitäten – beteiligt sich in der Forschung verstärkt an der Suche nach Lösungen in der Corona-Pandemie (zum Beispiel Arzneimittel, gesellschaftliche Folgen der Kontaktsperre). Nur gut ein Drittel der Hochschulen gab an, überhaupt keine kurzfristigen Anpassungen in diesen Bereichen vorzunehmen.