Personal an Hochschulen

Fachkräftemangel, #ichbinhanna-Bewegung, Wissenschaftsfreiheitsgesetz – die Personalpolitik nimmt an deutschen Hochschulen einen immer größeren Stellenwert ein. Wie gehen die Hochschulleitungen damit um?

Angesichts des Fachkräftemangels und aktueller Debatten über Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft, wie sie beispielsweise durch die #ichbinhanna-Bewegung und die Diskussionen um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz deutlich werden, rückt die Personalpolitik an deutschen Hochschulen verstärkt in den Fokus. So fällt es auch den Hochschulen selbst zunehmend schwer, passende Fachkräfte zu finden. Das zeigen Zahlen zu den offenen Stellen an den befragten Hochschulen. Im Sommer 2024 lag die Zahl der ausgeschriebenen Positionen im Durchschnitt bei 5,1 Stellen pro 1.000 Studierende im wissenschaftlichen Bereich und sogar bei 6,9 Stellen im nicht-wissenschaftlichen Bereich. Die Dauer der Stellenbesetzung liegt, für beide Bereiche gleich, im Durchschnitt bei zwölf Wochen (Professuren ausgenommen). Dieser Wert entspricht in etwa den Zahlen aus der Wirtschaft, wo die Suche nach neuen Mitarbeitenden im Schnitt zwischen drei und vier Monaten dauert.

Die Kriterien, die für die Stellenbesetzungen herangezogen werden, unterscheiden sich dabei deutlich nach Karrierestufe. Für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (R1) wird als das wichtigste Kriterium die Fähigkeit genannt, im Team zu arbeiten, gefolgt von Fähigkeiten und Potenzial der Bewerberinnen und Bewerber in der Forschung sowie in der Lehre. Transfer und das Wirken in die Gesellschaft spielen auf dieser Karrierestufe eine weniger wichtige Rolle. Für anerkannte und etablierte Forschende der Stufen R2 und R3 steht hingegen das eigenständige Management von Forschungsprojekten und in der späteren Stufe das Führen von Forschungsteams im Vordergrund. Diese Forschenden müssen zunehmend auch Führungsqualitäten beweisen. Auf der höchsten Stufe, bei den führenden Forschenden, liegt der Fokus auf der strategischen Leitung von Forschungsgruppen, der Einwerbung von Fördermitteln und der Entwicklung langfristiger Forschungsvisionen. Die Anforderungen an diese Positionen gehen über die klassische Forschungstätigkeit hinaus und umfassen auch die Verantwortung für die Betreuung und Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern1 in frühen Karrierephasen.

Mehr offene Stellen im nicht-wissenschaftlichen  Bereich (Grafik)
Hochschulen suchen drei Monate bei Stellenbesetzungen (Grafik)
Mehrheit hinterfragt Einstellungskriterien regelmäßig (Grafik)

Neben Fragen, wie offene Stellen qualifiziert und zeitnah zu besetzten sind, müssen Hochschulen ihre Personalplanung strategisch organisieren, um Kompetenzbedarfe etwa durch Digitalisierung oder das Aufkommen neuer wissenschaftlicher Forschungszweige zu decken. Doch es zeigt sich, dass nur etwa ein Drittel der befragten Hochschulen (31,4 Prozent) über ein Konzept für die Personalstruktur an zumindest einigen Fachbereichen verfügt. Hier gilt es anzusetzen, um an den Hochschulen eine zukunftsfähige und nachhaltige Personalpolitik zu etablieren. Ein weiteres Drittel der Befragten gibt daher an, aktuell an einem entsprechenden Konzept zu arbeiten. Sieben von zehn Hochschulen setzen hingegen in den kommenden Jahren stärker auf eine gezielte Identifikation von Personalbedarfen auf zentraler Ebene, um qualifizierte Forschende in leitenden Positionen zu rekrutieren. Dabei ist es zunehmend wichtig, Mitarbeitende an den Hochschulen weiter zu qualifizieren, wofür die Hochschulen entsprechende Angebote bereitstellen. Gleichzeitig gilt es, insbesondere auf den früh en Karrierestufen, Mitarbeitende auch auf Karrieren außerhalb der Wissenschaft vorzubereiten und zu beraten.

Den Leitungen der Hochschulen ist bewusst, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den früh en Karrierephasen vor Herausforderungen stehen. Die Mehrheit der Befragten stimmt der Aussage zu, dass es in Deutschland an ausreichenden Stellen für Wissenschaftle rinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen mangelt (57,2 Prozent). Ebenso herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass es eine unzureichende materielle Unterstützung (66,1  Prozent) gibt. Fast die Hälfte der Befragten (48,7 Prozent) hält die Karriereperspektiven in dieser Phase für zu unsicher, vier von fünf Hochschulleitungen sehen zudem die hierarchische Struktur des Hochschulwesens als belastend an.

Anhand dieser Ergebnisse zeigt sich, dass Hochschulen vor großen Herausforderungen im Bereich der Personalplanung und -organisation stehen. Diese können oftmals nicht allein durch die Hochschulen vor Ort gelöst werden, sondern bedürfen der Unterstützung durch bessere Rahmenbedingungen und Maßnahmen seitens der Hochschulpolitik.

Eine Evaluation der Einstellungsverfahren kann beispielsweise entlang der folgenden Kriterien erfolgen: 

  • die Beurteilenden (zum Beispiel Anzahl Personen, Geschlechterverhältnis etc.)
  • Auswahlkriterien (Angemessenheit für die Stelle, Grad der Objektivierbarkeit etc.) 
  • Bewerbungsprozess (Transparenz der Stellenausschreibung, zu erwartender administrativer Aufwand aufseiten der Personen, die sich beworben haben)